Die Teilnehmerinnen der Gruppe waren Personen, die nicht die nötige Prüfung bestanden hatten, die ihnen den anschließenden Übergang zum halboffenen Strafvollzug ermöglicht hätte. Die meisten von ihnen waren schon seit mehr als 5 Jahren in Haft und litten deswegen unter dem Stigma, eine so schwere Straftat begangen zu haben, dass jede Rehabilitation unmöglich schien.
Als eine Sozialarbeiterin an unserem ersten Tag die Gruppe fragte, auf welcher Grundlage diese Gruppe sich gebildet habe, antwortete eine der gefangenen Frauen: "Wir wollen eine Chance." In diesem Augenblick erkannte ich, dass wir, die Therapeutinnen, ebenfalls auf eine Chance warteten.
In der Tat eine wirklich Chance…
- jede einzelne dieser Frauen wahrzunehmen und dabei hinter den begangenen Fehler zu schauen.
- zu erkennen, dass ebenso wie wir alle, die in dieser Zeit leben, auch diese Gefangenen mit dem Bösen konfrontiert worden waren, und dass jede Einzelne so weit wie möglich, diese besondere Gelegenheit der therapeutischen Gruppenarbeit nutzen und daraus ein Sprungbrett für ihre eigene Entwicklung zu machen.
- zu erkennen, dass Einsamkeit der Durchgang durch das berühmte Nadelöhr ist, um zu einer gewissen persönlichen Weiterentwicklung zu gelangen.
- dass die Entfernung von Familie, Haus und der Heimat ein Faktor von tiefgehender Entwurzelung darstellt und eine weitergehende soziale Verschlechterung auslöst.
Es scheint, dass das System des derzeitigen Strafvollzuges nichts anderes ist als ein Spiegelbild der sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit in der Gesellschaft, die statt Brüderlichkeit und Solidarität, Ungleichheit fördert und belohnt und so keinem wirklich hilft.
Ich glaube, dass das, was Heilung ausmachen und tatsächlich rettend sein kann, die tausenden von kleinen Aktionen und Maßnahmen sind, unterstützt von echt gemeinten menschlichen Begegnungen.
Was sind die Ergebnisse aus diesen bisherigen Treffen? Alle waren wir berührt, betroffen von der Menschlichkeit des anderen.
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