Mittwoch, 19. Januar 2011

"... berührt von der Menschlichkeit des anderen"

Zwischen März und Dezember 2010 waren wir, Amparo und ich, 21- mal in der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Carandiru, Sao Paulo, um weiblichen Häftlingen Dramatherapiebegegnungen anzubieten. In diesen Sitzungen, zunächst wöchentlich, dann vierzehntägig, erzeugten Körperbewegung, Dramaspiele und Geschichten, ein gegenseitiges Miteinander zwischen den beiden Therapeutinnen und den – im Durchschnitt - 12 weiblichen Gefangenen.

Die Teilnehmerinnen der Gruppe waren Personen, die nicht die nötige Prüfung bestanden hatten, die ihnen den anschließenden Übergang zum halboffenen Strafvollzug ermöglicht hätte. Die meisten von ihnen waren schon seit mehr als 5 Jahren in Haft und litten deswegen unter dem Stigma, eine so schwere Straftat begangen zu haben, dass jede Rehabilitation unmöglich schien.

Als eine Sozialarbeiterin an unserem ersten Tag die Gruppe fragte, auf welcher Grundlage diese Gruppe sich gebildet habe, antwortete eine der gefangenen Frauen: "Wir wollen eine Chance." In diesem Augenblick erkannte ich, dass wir, die Therapeutinnen, ebenfalls auf eine Chance warteten.

In der Tat eine wirklich Chance…

- jede einzelne dieser Frauen wahrzunehmen und dabei hinter den begangenen Fehler zu schauen.

- zu erkennen, dass ebenso wie wir alle, die in dieser Zeit leben, auch diese Gefangenen mit dem Bösen konfrontiert worden waren, und dass jede Einzelne so weit wie möglich, diese besondere Gelegenheit der therapeutischen Gruppenarbeit nutzen und daraus ein Sprungbrett für ihre eigene Entwicklung zu machen.

- zu erkennen, dass Einsamkeit der Durchgang durch das berühmte Nadelöhr ist, um zu einer gewissen persönlichen Weiterentwicklung zu gelangen.

- dass die Entfernung von Familie, Haus und der Heimat ein Faktor von tiefgehender Entwurzelung darstellt und eine weitergehende soziale Verschlechterung auslöst.
Es scheint, dass das System des derzeitigen Strafvollzuges nichts anderes ist als ein Spiegelbild der sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit in der Gesellschaft, die statt Brüderlichkeit und Solidarität, Ungleichheit fördert und belohnt und so keinem wirklich hilft.

Ich glaube, dass das, was Heilung ausmachen und tatsächlich rettend sein kann, die tausenden von kleinen Aktionen und Maßnahmen sind, unterstützt von echt gemeinten menschlichen Begegnungen.

Was sind die Ergebnisse aus diesen bisherigen Treffen? Alle waren wir berührt, betroffen von der Menschlichkeit des anderen. Angela, Sao Paulo, Brasilien

Montag, 17. Januar 2011

kreatives design von Dir !

Wir suchen ein Logo für diese Webseite.
Jeder kann mitmachen. Warum nicht auch du?
Ein Versuch wird belohnt. Lass dich überraschen!
Sende dein Design an meine e-mail Adresse
wolflauer@gmx.de oder sende einen Post per e-mail
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Ziele dieses Bogs "Brueckenbauer"

ist es, eine offene Kommunikationsplattform zwischen deutschsprachigen Gefangenen im Bundestaat Sao Paulo, Brasilien und Verwandtem, Freunden, Angehörigen und der allgemeinen Öffentlichkeit in Deutschland ermöglichen.

Prioritäten des Freiwilligenprojekts vor Ort im Bundesstaat Sao Paulo,
die das Logo berücksichtigen sollte:

- Gefangenen praktische Hilfestellung leisten bei ihrem Einkauf von Artikeln wie persönliche Hygienemittel, Vitaminen, Medikamenten so weit erlaubt, Lesematerial, die im Gefängnis nicht oder nur unzureichen zugänglich sind.

- Ein Offenes Gespräch anbieten, in dem jeder Einzelne sich äußern kann wie er sich fühlt und was ihr oder ihm im Moment wichtig ist. Alle Themen sind willkommen.

- Dem Prozess der Vereinsamung, der Ohnamcht angesichts eines auf Zwang und Gewalt angelegtes Kommunikationssystem trotz überfüllten Zellen durch Gruppenarbeit und Gruppengespräche und Anregungen entgegenwirken.

- Eintreten für Gefangene, die im Gefängnis unter medizinischer Vernachlässigung leiden. Vermittlung bei juristischen Problemenu.ä.Angelegenheiten.

- Wo erwünscht, den Kontakt in beiden Richtungen (Brasilien/Deutschland/Brasilien)fördern - durch weitergeleitete Briefe, e-mails, und telefonisch übermittelte Informationen zwischen Gefangenen und ihren Familien in Deutschland.

Auf der linken Seite erkennst du bereits einige Designvorschläge von Häftlingen erstellt. Also, worauf wartest du? Los geht's !Und viel Spaß und konzentriertes Mitdenken und Mitfühlen!