Samstag, 14. Mai 2011

Freundschaft - Brücke in der Not. 'Seel-Sorge' unter Häftlingen in Sao Paulo und Itaí

        Frankfurt, Köln, Hannover, Wiesbaden, Hamburg, Berlin sind weit weg. Verwandte und Freunde sind es ebenfalls. Nah' dagegen sind Einsamkeit, Traurigkeit, innere Unruhe, das Gefühl, nicht wahrgenommen zu werden, der fehlende Austausch mit Angehörigen, die Unsicherheit was noch alles bevorsteht - juristisch, gesundheitlich, oder in den täglichen Begegnungen mit Wärtern und im ständigen Zusammenleben mit anderen Mitgefangenen. Gut, wenn es dann 'Gefangene' gibt, die sich nicht in sich selbst einsperren, sondern 'durch die Gitter und Mauern im Herzen und Kopf ' hindurchgehen und auf den anderen zugehen können, Trost spenden, Weisung geben. So wie "T", der Autor dieser Zeilen an eine Mitgefangene 300 km weiter entfernt! Ein Brückenbauer!

Autor "T", Mai 2011

...und hier, liebe Leserin und Leser, meine persönliche Einladung an Sie...

                  ES KANN BEFREIEND WIRKEN, Dinge, die einen stark beschäftigen, an- und  auszusprechen, hinzukritzeln, zu Papier zu bringen, und auf diese Weise ein stückweit loszuwerden. Wenn offene Fragen in Frage stellen, wenn man in der harten Wirklichkeit angekommen ist, warum alles nur in sich 'hineinfressen'? Ich biete Ihnen an, hier etwas loszuwerden, das Sie gerne ansprechen möchte. Schreiben Sie, wenn Sie mögen,  einen anonymen Kommentar. Oder schreiben Sie mir eine persönliche E-Mail (wolflauer@ymail.com), die vertraulich behandelt und nicht veröffentlicht wird. Gerne können Sie sich austauschen und gerne berate ich Sie unabhängig von Ihrer ideologischen oder religiösen Zugehörigkeit und persönlichen Überzeugungen. Als Pastor der ev. -luth. Kirche stehe ich  nach den Regeln meiner Kirche unter Schweigepflicht. Sie erreichen mich auch über "skype" unter "wolf_sp1". Seien Sie willkommen.

Sie sind eingeladen, zuzulassen, nach innen zu schauen, das Schmerzvolle anzuerkennen, und in sich die Kräfte zu entdecken, die Sie neu leben lassen. 

Wolfgang Lauer, Sao Paulo

Dienstag, 3. Mai 2011

'den geist auf die reise schicken'

Die Ostertage sind vorbei. "Ostern" hingegen dauert an, und zwar genau dort, wo das 'Original' immer wieder auftaucht - in dunklen Momenten, an scheinbar hoffnungslosen Orten, in der Haft der Ungewissheit darüber was werden wird ... Mittendrin rief jemand dazwischen "Mach´ Licht!" - und, tatsächlich, es wurde ein wenig heller; licht genug, um sein Umfeld besser zu erkennen; genug, um sich zu orientieren; genug um sich gegenseitig zu ermutigen, die Hoffnung nicht aufzugeben, ausreichend um sich da durchzuarbeiten. Genug, um sich zu freuen und die Hoffnung zu sich einzuladen. So, wie es "T" für sich einübt an einem Ort wo Alles nichts zählt, und wo Nichts alles beherrscht. Am 17.April, eine Woche vor Ostern schreibt "T" an seine Briefpartnerin, wie er  'weg- und eingeschlossen` in einer Haftanstalt im Bundesstaat Sao Paulo. Er bat darum, den Brief hier zu veröffentlichen:

Liebe Ilse,
Wir können zur Zeit keine bunten Ostereier finden, keine Familienfeste mit leckerem Essen feiern, und es gibt auch keine Kinder, die beim Osterspaziergang nach Schokoladeneiern suchen, die der Osterhase verloren hat...
... und doch können wir nach schönen Erinnerungen suchen und uns in unserer Phantasie durch die fantastische Welt der Träume und Wünsche bewegen ... unseren Geist auf die Reise schicken ... denn der bleibt immer frei!
Komm mit in diese Welt, ich habe dir dort ein paar nette, bunte Träume verpackt in schimmernden Gedanken versteckt ...  so farbenfroh wie unsere Zukunft. Und bitte, denk nauch daran, die Auferstehung ist auch ein Zeichen Gottes, daß ein Neuanfang immer möglich ist, solange man den Glauben und die Hoffnung nicht verliert!
In diesem Sinne wünsch ich dir von ganzem Herzen "Frohe Ostern"
Dein Osterhase
gez. "T"